Ahoi für gute Abwesenheitsmeldungen
Spätestens, wenn ich ein fertig getextetes Manuskript ausliefern muss, starte ich mein E-Mail-Programm. Schliesslich haben viele Kunden noch immer gerne etwas in der Hand. Sprich: im Anhang. Anstelle einer Dokumentenfreigabe in der Cloud. Ansonsten habe ich es ja nicht so mit den Mails – viel zu langsam und schwerfällig die Technologie. Aus diesem Grund kann ich es auch kaum erwarten, dass sich die Prophezeiungen endlich erfüllen. Und das gute alte E-Mail durch eine schlanke Messenger-Technologie ersetzt wird.
Bis es soweit ist, bleibt mir nichts anderes übrig, als E-Mails zu versenden. Dabei kommt es ab und zu vor, dass niemand da ist, wenn ich mein Manuskript abliefern will. In diesem Fall habe ich nach drei Sekunden eine «Abwesenheitsmeldung» in meiner Inbox. Und diese «Abwesenheitsmeldungen» haben es in sich! Da steht zum Beispiel als Anrede «Sehr geehrte Damen und Herren». Bin ich das? Oder: «Mails werden in diesem Zeitraum aus Datenschutzgründen nicht weitergeleitet und von mir unregelmässig eingesehen». Muss ich wissen, weshalb die Mails nicht weitergeleitet werden? Und wenn sie ja doch gelesen werden: Weshalb braucht es dann eine Abwesenheitsmeldung? Und so weiter und so fort.
Berufswahl als rotes Buch
Vor vielen, vielen Jahren habe ich als PR-Redaktor bei der Zeitschrift Pro gearbeitet. Eines schönen Tages hatte ich eine Medienmitteilung samt einem roten Arbeitsbuch auf meinem Pult. Dieses Buch sollte jungen Menschen helfen, den richtigen Beruf zu wählen. Es hat mich dermassen überzeugt, dass ich es nicht wie alle anderen Medienunterlagen ins Altpapier gelegt hab. Sondern mit nach Hause nahm. Spannenderweise hat es sogar mehrere Umzüge überlebt. Was ausser meinen Donald Duck Heften so gut wie keine Lektüre geschafft hat.
Eines schönen Tages war es dann soweit: Ich wusste nicht so recht, was bloss aus unseren Jungs werden sollte. Dummerweise habe ich eine Aversion gegen Berufsberater, weil mich der meinige im zarten Alter von 15 zu einer Ausbildung als Grafiker motivieren wollte. Wo ich doch so gar kein Talent zum Gestalten, Malen und Zeichnen hab. Und meine Handschrift seit der 1. Klasse keine Entwicklung mehr durchgemacht hat.
Piratentreffen an der Marktgasse
Ich erinnerte mich an das ominöse «rote Buch» und schickte meine beiden Jungs nach Bülach ins «S+B Institut» für Berufs- und Laufbahnberatung. Zum Gück habe ich das rote Buch mehr als 20 Jahre lang aufbewahrt. Die Beratung war top. Und meine Jungs haben beide eine Ausbildung begonnen, die zu ihnen passt. Und die ihnen Spass macht.
Simon Schmid hatte so viel Freude an Nick, dass er ihm sogar eine Teilzeitstelle anbot, der er neben seinem Studium an der Pädagogischen Hochschule nachgehen kann. Ich bin sicher: Nicks Auftreten als Schweizer Version von «Captain Jacks Barrow» hat viel dazu beigetragen, dass Simon den jungen Mann um jeden Preis anheuern wollte. Schliesslich ist er ein grosser Fan von Steve Jobs und lebt dessen Philosophie «Why join the navy, if you can be a pirate» mit jeder Faser seines Körpers.
Anheuern bei S+B
Netterweise hat mich Simon Schmid mit an Bord genommen. Seither betreue ich die Google Ads von S+B und gebe ab und zu Feedbacks auf Newsletter und andere Texte. So auch heute. Weil auch Piraten manchmal Ferien brauchen, kam postwendend eine der gefürchteten Abwesenheitsmeldungen zurück. Statt im Ordner «Horrorkabinett» für mein nächstes Seminar «Schreiben fürs Web» bei Walter lernt, landet der Text in diesem Blog. Als Beispiel für eine gute Abwesenheitsmeldung.
Besser als Simon Schmid kann man eine Abwesenheitsmeldung meiner Meinung nach nicht formulieren. Das beginnt bereits bei der Anrede «Ahoi». Die ist erstens witzig und zweitens erst noch geschlechtsneutral. Dann folgt ein nettes Dankeschön. Besonders gut gefällt mir das «Persönlich erreichen Sie mich wieder …». Das sagt auf sympathische Art und Weise, dass sich andere Menschen bei Bedarf gerne um mich kümmern. Und für die Kontaktaufnahme stehen die E-Mail-Adresse und die Telefonnummer exakt da, wo sie stehen müssen. Keine schwülstigen Formulierungen. Kein Wort zu viel.
Grossartig!