Hunde beten draussen

Die katholische Kirche versteht sich aufs Schreiben. Das muss man ihr lassen. Schliesslich haben wir ihr den weltweiten Bestseller Nr. 1 zu verdanken: die Bibel. Bis heute soll sie rund fünf Milliarden mal verkauft worden sein. Auf Platz zwei: Die «Worte des Vorsitzenden Mao Tse-tung». Mit einer lächerlichen Milliarde.

Trotz dieses Grosserfolges war ich gegenüber den Texten der katholischen Kirche bislang eher skeptisch eingestellt: zu viele Negativ-Botschaften. Seit ich regelmässig am Morgen und am Abend auf mein Meditationskissen sitze, verschlägt es mich immer mal wieder in ein Kloster. Erst recht, seit ich ab und zu auch noch Frau Zwicker zu einer Weiterbildung im meditativen Bogenschiessen begleiten darf.

Diese Veranstaltungen finden vorzugsweise in solchen Locations statt. Zum Beispiel am Benediktushof in Holzkirchen und im Kloster Steinfeld in Kall-Steinfeld, wo ich mich vor kurzem vom grossartigen Meisterschüler Harry Marck in die hohe Kunst des Atmens beim gleichzeitigen Auflegen und Abschiessen eines Pfeils einweihen lassen wollte (Nein, ich habe es nicht geschafft!).

Auf dem Weg zum Abendessen (fantastisch!) blieb mein Auge an einem Schild hängen, das Hundehalter:innen das Mitführen ihrer vierbeinigen Freunde untersagte. Normalerweise lautet der Text auf einem solchen Schild ja: «Ich muss draussen bleiben». Oder noch schlimmer: «Hunde verboten!» Nicht so im Kloster Steinfeld. Hier hat ein findiger Kopf einen Text verfasst, der den Leser:innen in Sekundenbruchteilen ein Lächeln ins Gesicht zaubert: «Hunde beten draussen».

Bei einem derart witzigen Text fällt einem das Einhalten von Regeln leicht. Und statt einem schlechten hat man erst noch ein gutes Gefühl dabei.

Grossartig!