Das Medium ist die Botschaft

Da hocke ich also nach einem Meeting z Bülach in einer Beiz und gönne mir nach dem Essen den obligaten Kafi. Der kommt wie in allen Schweizer Beizen zuverlässig mit einem Beuteli Zucker und ebenso zuverlässig mit einem Chübeli Rahm. Ich greife wie immer beim Rahm zu und verkneife mir dafür den Griff zum Zucker. Selbiger bleibt unangetastet auf dem Teller liegen und soll nach dem Kaffeekonsum zwecks Wiederverwertung in die Küche zurück spediert werden.

Da bleibt mein Auge an der Illustration auf besagtem Zuckersäckli hängen.

Ich habe seit frühester Kindheit eine Affinität zu Illustrationen: In der vierten bis sechsten Klasse sass ich neben Gerhard, kurzerhand Geri genannt. Der konnte etwas, was ich nicht konnte: zeichnen! Und so habe ich schon damals das getan, womit ich später einmal meine Brötchen verdienen sollte: Ich erfand mehr oder weniger lustige Texte und bat Geri, passende Zeichnungen zu meinen Witzen beizusteuern. Ein Jammer, dass unsere vielen gemeinsamen Hefte irgendwann einmal das Zeitliche segneten und sie (vermutlich) in irgendeiner Altpapiersammlung des lokalen Fussballclubs verschwanden.

«Bitte schütteln»

Steht auf besagtem Zuckersäckli.
Und weiter:

«Falls sie nichts hören, gibt’s bei uns einen gratis Hörtest.»

Wie geil ist das denn?! Statt sauglatten Werbeslogans wie «Unerhört gut – Hustig» nutzt das Bülacher Fachgeschäft das Werbemittel geschickt, um den Spieltrieb der Kaffeetrinker:innen zu nutzen und seine Botschaft an den Mann, die Frau und das Divers zu bringen und sie emotional erlebbar zu machen.

Ich kann es kaum erwarten, bis mein Vis-â-vis endlich auf die Toilette muss, und ich das Säcklein endlich diskret schütteln kann. Gott sei Dank! Noch höre ich den Zucker im Beutel knistern. Aber ich bin sicher: Wann und wo auch immer ich in Zukunft Kaffee trinke: Ich werde den Test wiederholen!

Sollte ich eines schönen Tages den Zucker nicht mehr hören, werde ich bei Hustig anrufen. Versprochen.

Grossartig!