Erinnerung Parkplatzgebühr Pizolbahnen AG

Vergangenen Samstag war ich wandern. Respektive keuchen. Nach der Höhenwanderung von der Schynige Platte nach First (Grindelwald) habe ich Frau Zwicker einen weiteren Klassiker helvetischer Wanderrouten kredenzt: die 5-Seen-Wanderung im Pizol. Zusammen mit vielen, vielen, vielen Asiaten, Italienern und Spaniern. Alle brutal jung. Alle brutal schön. Und alle brutal damit beschäftigt, sich vor den diversen Seen in Szene zu setzen und die entsprechenden Fotos auf Instagram zu posten. Das war damals, als ich die Wanderung als achtjähriger Knirps zusammen mit meinen Eltern absolviert habe, definitiv anders gewesen.

Ich kann mich auch nicht erinnern, dass wir damals so auf die letzte Talfahrt hetzen mussten, wie letzten Samstag. Die fuhr nämlich um 16.30 Uhr. Ich war pünktlich auf die Minute mit schmerzenden Knien und zwei Kopfschmerztabletten im Bauch beim Drehkreuz. Der Andrang Richtung Tal war so gross, dass die Bahn netterweise noch eine ganze Weile weiter fuhr. Und den Betrieb nicht, wie bereits am Morgen beim Ticketverkauf angekündigt, um 16.30 Uhr einstellte.

Überhaupt sind die Menschen bei den Pizolbahnen nett. Ausgesprochen nett sogar. Da wird mal jeder Gast am Sässelilift freundlich begrüsst. Und ihm beim Hinausgondeln ein schöner Tag gewünscht. Für die eine oder den anderen mag das unter Umständen sogar etwas zu viel des Guten sein. Ich fand’s grossartig. Weil wir Schweizer:innen ja grundsätzlich dazu neigen, das Freundlichsein den Österreichern zu überlassen. Und uns lieber um Medical Wellness für Ölscheichs kümmern als um stinkende Wanderer.

Meine Freude über den schönen Tag wurde beim Gang über den Parkplatz jäh getrübt. Ich sah nämlich auf den ersten Blick etwas, das ich am Morgen auch beim zweiten und dritten Blick beim besten Willen nicht gesehen hatte: den Automaten für die Parkgebühr! Mir wurde auf der Stelle klar: Hinter meinem Scheibenwischer steckt ein Einzahlungsschein mit der Aufforderung, umgehend 40 Höger nach Wangs zu schicken. Das obligate Kafiglacé für Frau Zwicker war augenblicklich gestrichen.

Ich schnappte mir den Zettel und ärgerte mich über meine morgendliche Unachtsamkeit. Dann begann ich zu lesen. Auf dem Zettel stand nicht etwa «Busse». Sondern freundlich «Erinnerung Parkplatzgebühr». Verwundert hob ich meine verschmutzte Sonnenbrille. Hatte ich das durch meine sonnencrèmeverschmierten Gläser richtig gelesen? Ich hatte! Und die Nettigkeiten nahmen kein Ende. Kein Hinweis auf den Hinweis, dass die Parkplätze kostenpflichtig seien. Keine Rechtsbelehrung. Einfach eine nette Aufforderung, die vergessenen CHF 5.– doch noch zu bezahlen. Und das erst noch ohne Zins. Netter geht’s definitiv nicht!

Selbstverständlich habe ich den Betrag gleich am Montagmorgen überwiesen. Und mich erst noch saumässig darüber gefreut. Was beim Rechnungenbezahlen ja doch eher die Ausnahme ist.

Grossartig!