Liederlich von Reto Zeller

Neuland ist der Inbegriff für FlipCharts, Marker, Whiteboards und alles andere, was man und frau in einem Sitzungszimmer so braucht. Und Neuland ist nicht nur die Kompetenz für Moderieren, Präsentieren und Visualisieren – Neuland ist auch mein ältester Kunde: Seit mehr als 25 Jahren texte ich für Conny Schwegler und Daniel Wetter aus Rotkreuz.

Angefangen hat alles zur Zeit, als sämtliche Unternehmen in der Schweiz partout ein eigenes Kundenmagazin haben mussten. Neuland schloss sich diesem Trend an, und zusammen mit Rudolf Klingelfuss habe ich die Realisation übernommen. Im Unterschied zu allen anderen Kundenmagazinen mit gleichem Geburtsjahr gibt es das Neuland Magazin noch immer. Was zum einen am hochwertigen Inhalt liegt, den Conny SchweglerMonat für Monat zusammenstellt (heute nennt man das Content-Marketing). Zum anderen an den vielen Bestellungen, die jedes einzelne Magazin auslöst.

Die meistgelesene Rubrik des Neuland Magazins ist das Editorial, in welchem Conny Schwegler Anekdoten aus ihrem Leben erzählt und sie zu einer Analogie für die vorliegende Ausgabe macht. Meine Aufgabe besteht darin, die vielen kreativen Inputs von Conny auf den Punkt zu schreiben und eine schöne Geschichte daraus zu machen. (Wer das nachlesen möchte, kann das hier tun).

Lange bevor Apple in seinen Stores zeigte, was man mit einem Mac alles Cooles machen kann, ging Neuland den gleichen Weg. In den Seminaren von Neuland lernen Moderator:innen, Trainer:innen und Visualisierer:innen, was sie mit dem Material von Neuland alles anstellen können. (Was übrigens eine ganze Menge ist).

Wie ich es seinerzeit von David Ogilvy gelernt habe, werbe ich nach dem Motto «Use your client’s product». Dementsprechend habe ich im Laufe der Zeit auch das eine oder andere Neuland Seminar mitgemacht. Beim grossartigen Reto Zeller war ich sogar mehrmals: Auftrittskompetenz, Statuskompetenz und Storytelling – die Seminare von Reto gehören definitiv zu jenen Weiterbildungen, bei denen ich am meisten gelernt habe. Und die am meisten Spass gemacht haben.

Aus diesem Grund habe ich auch mein Firmenjubiläum «20 Jahre Samuel Weber» in der (damaligen) Homebase der Improtruppe Anundpfirsich in der Töpferei in Zürich durchgeführt. Reto Zeller und sein Ensemble haben meine flaue Rede impromässig auf der Bühne umgesetzt.

Später habe ich mir Reto Zeller regelmässig bei Giacobbo Müller auf SRF angesehen. Zum Beispiel mit dem witzigen Lied über ein anderes Idol von mir: Christian Gross. Auch sein Auftritt im Fussballdress im Migros Hochhaus zusammen mit dem ebenso grossartigen Christian Johannes Käser ist mir bis heute in bester Erinnerung geblieben.

Manchmal ist Reto Zeller auch nicht Reto Zeller. Sondern «Hägni». Seine Comedyfigur hat den Sprachgebrauch des Weber Clans nachhaltig beeinflusst. So sprechen meine Jungs und ich auch heute noch konsequent vom «Tschiips», wenn wir ein GPS meinen. Höhepunkt in all den Jahren war das Führungskräftetraining, das ich zusammen mit Retos  «Unternehmenstheater» für die Migros Luzern konzipiert und realisiert habe.

Was ich in all den Jahren nie geschafft habe: Ich habe mir keine einzige Aufführung von «Liederlich» angeschaut. Liederlich ist das Musikkabarett-Programm von Reto. Bei diesem Format ist Reto mit verschiedenen Wortakrobatinnen und Wortakrobaten unterwegs. Am diesjährigen Moderationsmarkt hat mich Reto auf das bevorstehende Liederlich in Eglisau aufmerksam. Keine Frage: da muss ich hin!

Womit ich nicht gerechnet habe: Die anderen drei waren genauso wortgewaltig wie Reto. Das kam so überraschend, dass sie mich fast noch ein bisschen mehr geflasht haben als mein «alter» Lehrer. Die Entdeckung des Abends war für mich Markus Schönholzer. Der Typ sieht wie Buchhalter Nötzli aus. Seine Texte sind aber alles andere als harmlos. Und von einem Sprachwitz, wie ich ihn schon lange nicht mehr gehört habe.

Vor lauter Podcasts komme ich kaum noch zum Radiohören. Das hat sich an diesem Abend bitter gerächt. Denn alle im Saal kannten Stefanie Grob. Und so manche und so mancher kam einzig und allein ihretwegen zu Liederlich@Eglisau. Das war definitiv das schnellste Berndeutsch, das ich jemals gehört habe! Und das Klügste seit Mani Matter dazu.

Nur eine hatte an diesem Abend ein noch loseres Mundwerk: Uta Köbernick! Die gebürtige Berlinerin stand mit einem solchen Feuer auf der Bühne, dass ich felsenfest überzeugt war, dass demnächst sämtliche Brandmelder im Saal losheulen und sämtliche Sprinkler losspritzen würden. Für ihre Kurzgedichte gibt’s wie für die ganze Veranstaltung nur ein zutreffendes Wort: grossartig!

Vom führenden Texter empfohlen:

​​Liederlich. Vier wortgewaltige Menschen auf der Bühne. Alle Termine auf einen Blick.
Heldenreise. Workshop mit Reto Zeller am Neuland Moderationsmarkt
Unternehmenstheater mit Reto Zeller und Gabriela Renggli.